Konzertschau

Stoische Ruhe voller Gänsehautmomente: Junip im Konzerthaus
3. Juni 2012

Junip beehrte das Konzerthaus Dortmund. Beziehungsweise könnte man auch von einer wechelseitigen Ehre sprechen: Die bewährte Pop Abo Location ist wie präformiert für den minimalistischen, mitunter durchaus klassischen Gitarrensound der Band, die auch mit einigen opulenten Momenten zu trumpfen vermag.

Aber auch das Vorprogramm sorgte für Begeisterung. David Lemaitre bot eine Handvoll Songs, deren Gerüst sowohl aus seicht elektronischen Klängen als auch ruhigen akustischen Momenten besteht. Der sichtlich euphorische Sänger des Trios lieferte ein sicheres Set ab, das dem nahezu ausverkauftem Konzerthaus gut gefiel. Inmitten der gediegenen Atmosphäre wurde dann seitens der Band auch auf einen anstehenden Auftritt beim Juicy Beats Festival verwiesen. Mit einem schelmischen Grinsen. Rave, rave, rave! Aber das alles ist kein Paradoxon beim Pop Abo, das mit eigener Bühne bei besagtem Festival vertreten ist und dessen Mai-Hauptact mit großem Applaus empfangen wurde.

Kein Wunder, viele Auftritte hat die Band dieses Jahr nicht vorzuweisen. Junip lieferten ein solides Set, das vom Aufbau her genau die Schaffenszeit ihres Debüts „Fields“ illustriert: stoische Ruhe voller Gänsehautmomente. Man merkt, dass die Band ein eingespieltes Team ist: Songübergänge liefen reibungslos ab, die Band ließ sich auch durch starken Beifall nicht aus der Ruhe bringen. Introvertiert und konzentriert, aber immer höflich: José Gonzàlez' warme Stimme klingt wie auf Platte: emotional, aber gelassen. Zentral und präsent, ohne dabei das instrumentale Arrangement zu übertonen. Hier werden Türen gezeigt und beschrieben, aber nicht eingetreten. Öffnen muss der Hörer sie selbst.

Das Gewand aus klassischen Gitarrenklängen, Streichern, Orgel und kurzzeitigen Bläsereinsätzen überzeugte auf ganzer Ebene. Dementsprechend groß ist die Freude und auch die Erwartungshaltung auf das neue Album, auf das man – natürlich nur ganz kurz – zu sprechen kam. Zwei neue Stücke wurden gespielt und als sich dann doch jemand in der Band in den ersten Takten verspielte, war sie wieder da. Diese stoische Ruhe. Jemand pfiff, aber Gonzales lächelte nur in sich hinein und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er die Intervention kurz charmant kommentierte: „I like that.“

Die Playlist ließ keine offenen Wünsche offen: „To the grain“, „The Ghost of Tom Joad“, „Always“ und und und. Nach viel Beifall kam das Quartett noch einmal auf die Bühne, um weitere zwei Songs zu spielen. Mit dem „Fields“-Opener „In every direction“ triumphierte das Gespann dann absolut. Einige tanzten am Ende in den Seitengängen, andere mümmelten sich noch mehr in die flauschigen Stühle ein. (Philipp Kressmann)

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