Konzertschau

Walking Concert / Freunde der Nacht/Ruhe - Dortmund, Bakuda
13. März 2006

"Was für ein geiler Radiokonzert-Abend war das denn bitte gestern?? vielen Dank dafür! Schade trotzdem, dass Walking Concert es nicht komplett nach Dortmund geschafft haben! Aber Walter und auch Nagel waren ne Wucht! Leider musste ich bei der Walter-Uugabe fluchtartig das Haus verlassen, da ich sonst meine Bahn
verpasst hätte..." (Jasmin, per Mail)

"Selten haben ein Mann und sein Akustikgitarre so viel Spaß gemacht wie an diesem Abend. Und das gleich zwei Mal." (Lukas)

"Eigentlich wollte ich ja Walking Concert sehen und war dann doch etwas enttäuscht als es hieß, dass "nur" Walter Schreifels auftreten würde. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, wie witzig dieser Abend werden würde. Walter Schreifels, alte Hitmaschine! Ansagen wie "the next song is called summertime. it´s about, ahh, summertime." oder spontane Medleys aus Slayer, Billy Bragg und den Smiths machten den Abend ebenso chaotisch wie unterhaltsam. Und auch in der deutschen Schandgeschichte des Pop kannte sich Herr Schreifels aus. Wie nannte er sie, Hong Kong Bedroom? Haha. Jedenfalls zeigte er sich begeistert, dass ebenjene einen Song, vermeintlich ihm zu Ehren gemacht hatten: SCHREIfels... Der Ruhrpott durfte sich dann auch noch Streicheleinheiten abholen, ein spontaner Song für das Ruhrgebiet, irgendwo zwischen Beastie Boys und Public Enemy goes Singer/Songwriter ließen die Stimmung zwischendurch dann sogar aufkochen." (Kristina)

"Dadada...Kakelake! Ganz groß der Walter zum Schluss, zwischendurch fehlte leider ein bisschen die Band. Aber: weiter so!" (Tim im eldoradio*Gästebuch)

"Walter Schreifels brauchte einige Songs, um anzukommen. Doch was in den weiteren anderthalb Stunden passierte, hätte Eintrittsgelder im mittleren zweistelligen Bereich locker gerechtfertigt. Echt jetzt." (Martin)

"Die Band in Österreich! Wie hat das passieren können? Allerdings: ob das sonst in diesem intimen Grande Finale des Walter Schreifels geendet wäre? Ich meine, 25 Songs nacheinander, gleichzeitig, übereinander als unendliche Zugaben waren großartig. Applaus! Ich sag nur "Kakerlake". Auch cool, dass er alte Rival Schools-Klassiker wie "Used For Glue" gespielt hat - auch wenn die ohne elektrische Verstärkung nicht so wahnsinnig gut rüberkamen. Trotzdem, ich fands cool. Bitte mehr davon!" (Michael)

"Im Auto ist es heiß und eng, draußen macht der März auf Dezember, und dann kommst Du in den Club und vergißt den Scheiß einfach.
Da geht ein Mann mit Gitarre auf die kleine Bühne. Sein blonder Stoppelbart wirkt auf gepflegte Weise ungepflegt. Die Tätowierung auf seinem rechten Arm scheint zu sagen: Vorsicht, ich bin ein harter Kerl. Sein Gesicht sagt etwas anderes. Ein bißchen eingeschüchtert schaut er ins Publikum. Klar: Es ist ein Erlebnis für ihn, heute hier zu sein. Im Bakuda Club. Als Freunde der Nacht/Ruhe. Mit Walter Schreifels.
Und dann singt Nagel. "22 Gleise später". Ohne Muff Potter. Freischwebend. Nur die Gitarre und eine rauhe Stimme. Zögernd tastet sie sich an der Melodie entlang, ganz vorsichtig, als könnte das Lied beim kleinsten falschen Ton zerbrechen. Tut es nicht. Und so singt er weiter. "Bring dich doch selbst nach Haus", "Ernte 23 Dankfest", "Schützengraben". Zwischendurch erzählt er von Prügeleien mit Faschos, von seinem 9 m² Zimmer bei Mutti, von miesen WG-Partys (samt dazugehörigem Song: "Ich fühle mich so ungewohnt unbewohnt") und häßlichen Zahnspangen. Spätesten beim Nackenhaareaufstelltext von "Wenn dann das hier" ist das Publikum weich. Der Typ da vorne mag hart aussehen, aber im richtige Leben könnte er auch Schwiegermuttis Liebling sein. Könnte. Denn der Potter-Frontmann läßt es sich dann doch nicht nehmen, hin und wieder den Polit-Punk rauszuhängen. Sein Auftritt endet standesgemäß mit einem Ramones-Cover: "Bonzo goes to Bitburg".
Das ist erst der Anfang. Die etwa zweihundert Hörer der Campusradios NRW, die sich als glückliche Kartengewinner für lau im Bakuda Club eingefunden haben, freuen sich eigentlich auf Walking Concert. Dass die Band sich schon auf dem Weg nach Graz befindet, um dort Tomte zu supporten, erweist sich aber als Glücksfall. Denn ihr Kopf Walter Schreifels ist einfach mal allein hergekommen um einem Club voller kritischer Hörer zu zeigen wo der Hardcore-Bartel den Most holt. Und da steht er dann. Sonnengebräunte Haut, lange Haare, weißer Pullover, auch er nur mit seiner Akustikgitarre.
Es dauert eine Weile, bis Sänger und Publikum warmgesungen sind. Aber Schreifels ist ein Profi. Zu fast jedem Song weiß er eine amüsante Anekdote zu erzählen: Mal geht es um geklaute Fahrräder ("The Bicycle Song"), mal um nächtliche Surfabenteuer ("Nightsurfing"), dann um Affen in amerikanischen Freizeitparks oder Grillpartys auf den Dächern von New York. Und wer nur Walking Concert kennt, wird überrascht: Spielt Schreifels zu Beginn hauptsächlich Songs vom aktuellen Walking Concert-Album wie "Audrey" oder das charmant eingedeutschte "What does your heart say", arbeitet die Hardcore-Legende sich im Laufe des Abends durch die gesamte Bandbreite ihres Schaffens. Ob "Start Today" von den Gorilla Biscuits, "Thorn In My Side" von Quicksand oder "Used For Glue" von Rival Schools - keine Phase wird ausgelassen. Sogar Nagels Wunsch nach "New Direction" wird erfüllt ("Rebirth of Hardcore Pride"!).
Und jetzt will Schreifels gar nicht mehr aufhören; er spielt und singt und spielt und gibt noch eine Zugabe und spielt noch ein Medley und verwurstet mal eben die Smiths und Billy Bragg und Slayer ("I want a challenge!") und macht Witze über Tokio Hotel und singt ein Ruhrpott-Lied und und und. Selten hat man einen dermaßen gut gelaunten und witzigen Entertainer gesehen. Das Publikum ist hin und weg & fix und alle - und um eine Erfahrung reicher: Manchmal braucht man für einen perfekten Abend nicht mehr als zwei Männer und ihre Gitarren." (Stephan, Radio Q)

"Im Großen und Ganzen war das ein super Konzert. Nach der Absage von Walking Concert war ich mir nicht sicher, ob die Stimmung gut bleibt. Walter Schreifels solo war aber dermaßen gut, dass er den ganzen Abend das Publikum in seinem Bann gehalten hat. 1 1/2 Stunden Spielzeit, davon einige spontane Medleys, die aus den Musikwünschen der Zuschauer bestanden, können sich sehen lassen. Vorher hat Nagel alias Freunde der Nacht/Ruhe den Laden warmgerockt. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dafür nach Dortmund zu fahren." (Fabian)

"Ganz überdurchschnittlich hervorragendes Konzert gestern in Dortmund. Traumhafte Location mit unglaublich netten Besitzer, unglaublich tolle Musik von den Herren Nacht/Ruhe und Schreifels und eine sehr zufriedenstellende Aufnahme der ganzen Aktion. Dass Walter Schreifels dann ohne den Rest von Walking Concert da stand, war eigentlich das beste was uns passieren konnte. Statt eines ganzen Auftritts der Band gab´s nämlich so einen Querschnitt durch das musikalische Leben des Herrn Schreifels, sozusagen die Geschichte des Hardcore unplugged auf einer Martin (die ich ihm gerne geklaut hätte, Nagel allerdings auch). Beide glänzten übrigens durch amüsante Ansagen. Nagel erzählte von Faschos, seinem Kinderzimmer, Zahnspangen und WG-Parties, Walter von geklauten (und Jahre später wiedergefundenen) Fahrrädern, Grillpartys auf den Dächern New Yorks, Affen im Six Flags-Park und dem Selbstbewusstsein, das Menschen mit seltsam geformten Köpfen in kommunistischen Skinhead-Bands brauchen. Highlights für mich persönlich: Die Tokio Hotel-Ansage (die ich morgen an deren Management schicken werde), der Ruhrpott-Theme Song und natürlich die improvisierten Medleys ("Name five songs! I want a challenge!"). Dass neben einem Medley aus "Friends Like You" (Sick of it all) und "Ask" (The Smiths"!) dann ein Monumentalmedley aus "Can´t wait one minute more" (CIV), "Travel by telephone" (Rival Schools), "Big Mouth Strikes Again" (nochmal Smiths), "Reign in Blood" (Slayer!!) und "New England" (Billy Bragg) entsteht und Publikum als auch Interpret ihren Spaß dabei haben, hört man dann sogar auf unserer Aufnahme." (Philipp, Techniker)

Fotos? Hier: http://www.flickr.com/photos/coldfunk/113315170/in/set-1468379/

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