Konzertschau

Tomte - Dortmund, Konzerthaus
24. September 2008

Auf myspace beschreiben Tomte ihre Musik als „Indie / Happy Hardcore / Christian Rap“. Beim unplugged Konzert in Dortmund wurde zumindest nicht gerappt, Indie war’s aber bestimmt, ich hab viele gestreifte Pullis und noch mehr schräge Haarschnitte gesehen. Happy waren am Ende alle, hardcore war’s an der Gänsehaut-Front, beinahe sakrale Stille im Publikum und es muss einen Gott geben, wenn es solche Konzerte gibt! Aber vielleicht der Reihe nach: das Konzerthaus in Dortmund hat eine schmucke Reihe namens „pop_unplugged“ in ihrem Spielplan, wo viel versprechenden Bands und Künstlern der Strom abgedreht wird. Im September durften Tomte als Sondervorstellung noch in den Plan nachrutschen.

Das Publikum war zu Beginn vielleicht etwas eingeschüchtert von der upper high class Architektur im Konzerthaus, aber Thees Uhlmann wusste da zu helfen. „Ach das hier ist also der Bakuda Club? Cool, hatte ich mir irgendwie kleiner vorgestellt!“ „Für ein Jugendzentrum hat das hier aber schon ‚nen geilen Sound.“ Sehr gut, alle mal locker lachen und dann zurücklehnen und genießen. Was erstaunlich schwierig ist im Sitzen, wenn man ein hibbeliger Mensch und gewohnt ist, auf Konzerten zu stehen. Und wenn man zu lange Beine hat. Die Konzerthaussitze sind eher für Kurzbeinige gemacht, nehme ich an. Aber egal, die Ohren (und die sind die wichtigsten auf einem Konzert) waren ja rundum bestens versorgt. Dank dem Komplettstreaming von „Heureka“ auf Tomtes myspace war die Vorfreude – besonders auf das neue Material - schon sehr groß. Alles noch nie live gehört und dann zum ersten Mal und dann auch noch unplugged. Hach Herz, Du bist zu klein um so viel Glück zu verpacken!

Tomte hatten sich bei Escapado Bassmann Gunnar ausgeliehen, damit er für dieses Unplugged das Cello beisteuert. Simon Frontzek – an einem wunderbar klingenden Flügel - kann ja auch nicht alles auf einmal spielen, auch wenn er multi-instrumental schon einiges aufgefahren hat. Alter Schwede, super Typ. Ach ja, wo ich schon mal bei den Mitgliedern bin: Nikolai Potthoff, frisch verheiratet und frisch bei Tomte am Bass. Passt! Tomte unplugged funktioniert sehr gut! Ich hab mich umgesehen, ich war nicht die Einzige, die zwischendurch vor Ergriffenheit weinen musste. Arme Tränen, mussten an so viel Ganzkörper-Gänsehaut vorbei! „Das Orchester spielt einen Walzer“ wird vielleicht nie wieder so gut klingen. Hammer! Die Setlist zeigt eine mehr als okaye Songauswahl, Tomte haben sich später sogar noch an Nick Cave vergriffen und sogar das klang gut! Der Band schien es auch gefallen zu haben, Thees Uhlmann fühlte sich sogar so wohl, dass er tatsächlich seine Lederjacke ausgezogen hat.

Dank einer Hälfte von Pale als Vorband war der Abend länger als erwartet, einige mussten also eher gehen. Eher gehen funktioniert im Konzerthaus allerdings nicht unbemerkt. „Geht ihr schon?“ fragt Thees. „Ach Nahverkehr?! Bleibt doch, ich zahl Euch das Taxi!“ Wie nett!! Die Mädels haben das Angebot – ob Ernst gemeint oder nicht - unfassbarer Weise aber nicht angenommen. Tzz, ich hätte! Ein Zitat aus dem Tomte Blog vom Tag danach: „es war ein fantastischer abend. hab ja nun geschaetzte 250 tomte konzerte gesehen, es war das beste.“ Beweise gibt es zur Genüge auf youtube. Danke Tomte für einen super Abend. „Wir heben unser Glas in Demut!“. (Kristina Budde, eldoradio*)

Setlist: [1] Schreit den Namen meiner Mutter, [2] So soll es sein, [3] Wie ein Planet, [4]
Die Bastarde, die Dich jetzt nach Hause bringen, [5]
New York, [6]
Heureka, [7]
Die Nacht in der ich starb, [8]
Norden der Welt, [9]
Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören, [10]
Von Gott verbrüht, [11]
Das Orchester spielt einen Walzer, [12]
Ich sang die ganze Zeit von dir, [13]
Voran voran, [13]
Geigen bei Wonderful World, [14]
Der letzte große Wal, [15]
Schönheit der Chance

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