Der Catering-Tisch direkt neben dem Mischpult nahm die Gestalt von den Kriegsschauplätzen im Nahen Osten an: Geschmierte Brötchenhälften neben weißer Schokolade neben aufgerissenen Chipstüten. Ein absolutes Chaos, was den sechs Jungs aus Robin Hood-Town anscheinend nichts ausmachte. Sie verzichteten auf Champagner und Kaviar - so, wie es sich für ein intimes Radiokonzert der CampusRadios NRW gehört. Absolut bodenständig und unkompliziert.
Aber hatte man es anders erwartet? Eine Band, die in ihrer kurzen Karriere bereits so alles mitgemacht zu haben schien und trotzdem fest an die Kraft der Musik glaubt - und aus dieser Kraft Hoffnung für die Zukunft schöpft. Zunächst aber durften die fünf Jungs von The Cedar aus Münster (aus Münster! - wie sie nicht müde wurden, zu betonen) die kleine, standbeleuchtete Bühne des Bakuda Klubs mit zittrigen Händen betreten. Ihr britischer Sound war der perfekte Aufmacher für diesen Abend und erlebte besonders in den beatlastigen Momenten mehr als nur freundlichen Zuspruch. Nachdem zum Ende hin sich die Stimme des Sängers vollkommen aufrieb, war es Zeit, den Platz für die routinierteren Engländer zu räumen, die sich im hinteren Zimmer des ausverlosten Kellerclubs versteckt gehalten haben.
Mit Songs aus ihrem eher folklastigen, und melodiösen neuen Album "On Fire, With Love" ging es dann auch los. Und mit einem Akkordeon, was die Menge von Beginn an in leichte Schunkellaune versetzte. Sänger Dan präsentierte sich in Bestform - die Stimme: leicht brüchig und voll melancholischer Tiefe. Die Pose als Frontmann füllte er nicht divenhaft aus, sondern fügte sich stimmig in die eingespielten Bandstrukturen ein. Gestenreich absolvierte er die Show, zeichnete Stimmungen mit Fingern nach und versprühte gedrosselte Energie, wie es passender zu den Klängen nicht hätte sein können. Mit dem ungestümen "No Backward Glances" und dem begeistert beklatschten "News From Nowhere" vom noisigeren Vorgängeralbum hatten die Show schon in der ersten Hälfte einige Höhepunkte zu verzeichnen.
Und spätestens, als Dan die Menge damit tröstete, dass er genau wüsste, wie sich ein WM-Ausscheiden anfühlt (denn Deutschland hatte ja in Dortmund das legendäre WM-Halbfinale gegen Italien verloren), waren alle Sympathien auf der Seite der Band, die sichtlich Spaß an diesem Tourauftakt hatte - auch wenn die Menge ein bisschen hüftsteif, aber äußerst aufmerksam das Konzert miterlebte. Zum eher introvertierten Schlusspunkt, dem großartigen "In", kam die Aufforderung zum Tanzen etwas spät. Mit drei, fast punklastigen, Zugaben gaben die Briten aus Nottingham noch einmal richtig Gas und entließen die Menge mit einem glücklichen Gefühl in die Nacht. (mw, eldoradio*)