Konzertschau

Roisin Murphy - Köln, Kantine
19. November 2005

Nichts ist wie es war und dennoch ist alles beim alten geblieben: Die
Königin der Elektronischen Musik, Moloko, ist tot; lang lebe die neue
Königin Róisín Murphy! ...nach der Trennung von ihrem langjährigen
Lebenspartner, Moloko-Mastermind Mark Brydon, beendete die Sängerin Róisín
Murphy auch das Kapitel Moloko und wandelt seitdem auf Solofaden.

Zusammen mit dem experimentierfreudigen Matthew Herbert kreierte Murphy jüngst ein
fantastisches Album namens "Ruby Blue" - bestückt mit Beats aus dem
Herbertschen Klangkosmos des Alltags. Man durfte also durchaus gespannt sein
wie Madame Murphy die "Klangfetzen-Collage" ihres Albums auf ihrer ersten
Tour live umsetzen würde.
Eine der positiven Überraschungen dieses berauschenden Konzertabends fiel
gleich zu Beginn auf: Murphy hatte nämlich eine 7-köpfige Band im Schlepptau
als sie Bühne betrat (u.a. auch Keyboarder Eddie Stevens, ihrem alten
Weggefährten von Moloko) und scherte sich auch herzlich wenig um eine
originalgetreue Umsetzung ihres Tonträgers. Stattdessen konzentrierte sie
sich darauf die sehr gut gefüllte Kölner Kantine mit einer großartigen
Mischung aus opulentem Funk, Electronic Beats und jeder Menge Glamour zu
rocken.
Offensichtlich inspiriert von den Bildern des Leinwandspektakels "Clockwork
Orange" gab sich die mittlerweile 31-jährige Rampensau Murphy wechselweise
als eine Mischung aus Marlene-Ich bin ein blauer Engel-Dietrich und einer
weibliche Ausgabe des Droogs-Anführers Alex, bzw. einer mystisch-dunklen
Zigeunerin oder präsentierte sich als liebenswerte Partybiene - einzige Frau
in einem Korb voller Musiker-Narren.

Verglichen mit dem Bühnenkonzept
Molokos ist sich la Murphy also durchaus treu geblieben. Never change a
winning team!
Volle 1 1/2 Stunden dauerte die Vorführung der Murphy, in der sie sich auf die
Songs von "Ruby Blu" konzentrierte. Neben den Singles "If We´re In Love"
und "Sow Into You" wusste hierbei vor allem "Night Of The Dancing Flame" zu
gefallen, welches in dieser Kölner Nacht in einem völlig anderen Licht
erschien als wie auf ihrem Album; so legten Murphy & Co, im Gegensatz zur
Albumversion mit seinen omnipräsenten BigBand-Strut-Hörnern den Schwerpunkte
live auf eine fast schon furchteinflößende Zigeuner-Lagerfeuer-Nummer mit
Klangschellen und hypnotischen Electronic Beats. *WELUVZIT!*

Beseelt und hocherfreut über die euphorische Resonanz des Publikums, verließ
Róisín Murphy schließlich die Bretter der Katinen-Bühne, nicht ohne sich
vorher noch bei ihrer Band mit Dank und Kuss(!) zu verabschieden. Und wer
hätte nicht gerne ein Küsschen der bezaubernden Irin??! ...Cheerio Miss
Murphy - auf ein baldiges Wiedersehen!! (Felix Grimm, CT das Radio)

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