Es warmal wieder soweit. Das Hot Rod bleiernen Fußes über die A40 Richtung Bochum gejagt, zwischendurch eingekühlten Jägermeister den Rachen herunter verklappt und sich anschließend in die erste Reihe geparkt. Hillbillies are back in town!
Rückblende 2004. PowerSolo aus dem betulichen Århus campierten für einen kostengünstigen Gig in einer der besten, liebevollsten, kleinsten Location des Ruhrgebiets: der Bastion in Bochum. Weil es mir immer so leid tut, wenn Bands mit einem Publikum unter 20 Leuten in einem Raum stehen, hatten wir das hehre Ziel, wenigstens Nummer 21 und 22 zu sein. Also ab zu den verrückten und überaus hässlichen (manch einer möge behaupten, hier wäre ein Superlativ angebracht) Dänen. Wer, außer den gewissenhaften Nordische Musik-Lesern hatte schon mitbekommen, dass es da ein Trio gibt, was so ganz anders klingt als der gewöhnliche Nordpop? Man hatte die Rechnung ohne die lokalen Hill-, Rock- und Wasweißichnichtbilly-Clubs gemacht. Mit briskierter Tolle, in hautengen, schwarzen Karottenjeans, T-Shirts und Stiefeln. Oder gleich in Holzfällerhemden. Oder als Dean Martin-Lookalikes im patentierten Cowboy-Steh-Stil. Die geballte Männlichkeit - selbstverständlich nur echt mit armweise Flammentattoos. Die 50er Jahre erlebten an diesem Tag ihr Revival. Dabei pflegten PowerSolo nur ihr Bauern-Image und mochten sich gar nicht recht in das Drumherum einfügen. Und wir zwei Normalos fühlten uns auch wie in einer anderen, verloren gegangenen Zeit.
Gleiche Stadt. Gleiche Location. Gleichwenig Publikum. PowerSolo nahmen es gelassen. Frontman Kim "Atomic Child" Jensen schälte sich gleich einmal aus seiner roten, ballonseidenen Jacke und entblößte sein nicht minder hässliches rotes Rüschenhemd. Explizit stilvoll ging es auch an diesem Abend leider nicht im Publikum zu. Ein Großteil der Rockabillies vom letzten Mal nutzen diesen Montag Abend wohl eher zur Wagenpflege. Mit Hits wie "Knuckelhead" und "Oaktree Girl" von den beiden bereits erschienenen Alben versuchten sie, gleich die Beine mit Energie zu infizieren. Riffmäßig wurden sie Saiten geschrubbt, die Füße geschwungen und die Cowbell geklopft. Donkey Punk nennen sie ihren Stil, was der Sache schon ziemlich nahe kommt. Auf die Dauer ließ ein wenig die Abwechslung nach (aber das muss halt bei dieser Genremusik halt so sein - man erwartet ja auch eine Reggae-Konzert auch keine bahnbrechenden Neuerungen) und somit auch die Aufmerksamkeit. Und auch ließ die Dreierbesetzung die Sounds der Alben eher roh erklingen - kein Wunder, war für Sperenzchen wie eine Bläsersektion bei dieser Tour wieder einmal kein Budget übrig. Aber man wurde das Gefühl nicht los, dass ein paar Interaktionen mit dem Publikum, das durchaus wohlwollend anfeuernd Beifall klatschte, dem Konzert noch ein bisschen Mittelbarkeit gegeben hätte.
So musste man sich bis zu den beiden Zugaben-Blöcken gedulden. Mit "I´m The Asshole" von Kims früherer Band SickSickSick und dem Überhit "Juanito" wurden die Temposchrauben noch einmal richtig angezogen - und der Entertainmentfaktor verdoppelt. Das Suchtpotenzial des letzten Auftritts wurde zwar zu keiner Zeit erneut erreicht, aber für den lächerlichen Eintrittspreis von vier Euro nimmt man jederzeit diese schwungvolle Performance wieder mit. Also aus aus der mit Eier-Projektionen (das neue PowerSolo-Album heißt "Egg") aufgehübschten Bastion und ab ins Hot Rod. Oder auf den Esel. Mission: Donkey-Punk Teil 2 erfolgreich beendet. (Markus Wiludda, eldoradio*)