Ich dachte immer es gäbe ein ungeschriebenes Gesetz, dass besagt, das Konzerte nie pünktlich anfangen. Wieder musste ich mich eines Besseren belehren lassen, dass die Welt sich weiterdreht und die Ausnahme die Regel bestätigt. Lange Rede kurzer Sinn: Als ich die Philipshalle Düsseldorf betreten habe, erklang gerade das letzte Stück eine Gitarrengeschrammels, dann das übliche Rockshow-Feedback und ich konnte The Coral gerade noch hinter die Bühne verschwinden sehen. War aber bestimmt toll. Muss ja, wenn ich es verpasst habe.
Aber eigentlich war ich ja für Oasis gekommen. Nein, ich habe keine Oasis-Ultras-Jacke und auch keinen Mitgliedsausweis, aber bei Oasis ist es nun mal so, dass man sie mal gesehen haben muss. Auch wenn die besten Zeiten sicherlich vorbei sind. Keine Frage die ersten beiden Platten sind großartig, fantastisch und was weiß ich nicht alles, aber unter uns: „Don´t Believe The Truth“ ist nicht wirklich toll. Ich habe mir aber verkniffen, dass an diesem Abend zu denken, geschweige denn zu sagen. Viel zu groß war die Fanübermacht und auch die englische Front war wieder zahlreich angerückt. Das Publikum war erstaunlich gemischt, einige junge Mädels, die zur Veröffentlichung von „(What´s The Story) Morning Glory?“ bestimmt noch nicht mal an den CD-Player rankamen, reihten sich neben Mitfünfzigern ein. Nach über einen halben Stunde warten, legte sich auf der Bühne ein Schalter um, eine Lichtinstallation, die mich schwer an Weihnachtsdeko erinnerte ging an und das Licht in der Halle aus. Tobende Massen, Schreichöre und eine der größten britischen Bands der letzten Dekade betrat die Bühne. Liam gewohnt mit Sonnenbrille und „Kopf in den Nacken“-Pose legte ohne große Begrüßung auch sofort los. Woah, dachte ich, halte ich dieses Knödeln seiner Stimme wirklich einen ganzen Abend aus? Liams Stimme ist live noch nöliger als auf Platte.
Die Mischung des Sets war eigentlich schon vor Beginn des Konzertes klar: Viele Songs vom aktuellen Album, wie „Lyla“, „The Importance Of Being Idle“ und „Turn Up The Sun“. Dazwischen alle Hits von „Champagne Supernova“, „Morning Glory“ über „Supersonic“ bis hin zu „Songbird“. Überraschend war die Umsetzung von „Wonderwall“, wenn man bedenkt, dass dieser Song eigentlich so totgehört zu sein scheint, wirkte er an diesem Abend erstaunlich frisch. Das mag daran gelegen haben, dass Oasis entgegen der Klischeevorstellung diesmal ansatzweise Spaß zu haben schienen. Keine Beschimpfungen, keine Ausfälle, aber auch keine wirkliche Kommunikation mit dem Publikum. Same procedure as every concert! Image ist eben Image und warum sollte man nach so vielen Jahren daran etwas verändern. Liam fasste im letzten Song des Abends treffend zusammen: „Tonight I´m a rock´n´roll star“.
Nach gut 75 Minuten endete das Konzert mit diesem Song... Zugabe war Pflicht! Bei „Don´t Look Back In Anger“ verfestigte sich bei mir das Gefühl, dass ich schon den ganzen Abend hatte, aber nicht näher benennen konnte: Oasis sind mittlerweile Stadionrock. Klingt nach Beschimpfung und ich bin mir selber nicht so sicher, ob ich es auch so meine. Sicher die Lichtshow und die Atmosphäre, die die 6000 Besucher in der Halle verbreiteten war überwältigend, aber ich habe mich noch nie auf einem Konzert so deplatziert gefühlt. Das gipfelte in dem Moment als beim allerletzten Song, einer Coverversion von „My Generation“ von The Who, plötzlich das Hallenlicht anging – einfach surreal!
Oasis große Zeiten sind vorbei und das hat dieses Konzert umso deutlicher gezeigt: Nicht wirklich enttäuschend, aber auch nicht wirklich überragend.
Sandra Zapke, CT das radio