Konzertschau

The Mars Volta - Köln, Palladium
8. März 2008

Ob sie Goliath wirklich begraben haben? Zumindest haben The Mars Volta beim Zwischenstop ihrer Europatournee, in der Domstadt Köln, noch einiges an Hexenenergie auf die Bühne bringen können. Das Hexenbrett Goliath ist Namensgeber des vierten Studioalbums der virtuosesten Band seit Led Zeppelin. Pünktlich um 20 Uhr betritt die mittlerweile achtköpfige Supercombo um die Masterminds Omar Rodriguez und Cedric Bixler die Bühne des Kölner Palladiums. Man fragt sich schon warum das Konzert zu solch früher Abendstunde starten soll. Drei Stunden später wissen die Besucher mehr oder auch nicht.

Gestartet wird mit "Roulette Dares (The Haunt Of)“ und die Fragen häufen sich. Komplette Songstrukturen auf einem Mars Volta Konzert? Geht das gut? Und schon wirbelt die erste Salve der Soundwand auf die hilflosen Zuschauer nieder. Die Welt gerät aus den Fugen. Stroboskoplicht, Stakkatorhythmen und die wohl charakterreichste Stimme dieses Planeten beschwören das Publikum bis zum Zerbersten. Wie aus dem nichts startet einer der stärksten Songs "Viscera Eyes" und spätestens jetzt sind die meisten Zuschauer der Band vollends verfallen, der Rest schüttelt verständnislos den Kopf. Schlagzeuger Armon Pridgen drescht auf sein Drumkit ein, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Omar Rodriguez wechselt zwischen den härtesten Gitarrenriffs überhaupt und unglaublichen Soli. Cedric Bixler übt sich, zwischen seinen Gesangspassagen, in rhythmischer Gymnastik und holt das Beste aus seinen Bandkollegen heraus. Denn nur das zählt, möchte man Mitglied bei The Mars Volta sein. Immer wieder stachelt er Keyboarder Isiah Randolph zu noch wilderen, noch intensiveren Soli an, bevor er sich wieder ans Mikrofon begibt. Die Stimmung auf der Bühne ist gut und diese Energie können The Mars Volta den kompletten Abend auf das Publikum übertragen. Da muss auch mal ein unschuldiger Beckenständer dran glauben.
Nach zwei Stunden startet der dritte Akt des Konzerts. Aber Zeit ist eine relative Dimension auf diesem Konzert, das abwechslungsreicher nicht sein könnte. Zwischen atemberaubenden Tempiwechsel, Freejazzparts und sphärischen Musikergüssen präsentieren The Mars Volta das Beste aus ihrem Werk. Ob mit oder ohne Goliath, nach drei Stunden entlassen sie die Zuschauer wieder aus ihrem Bann und der Großteil ist sich einig: „Krasses Maschinchen.“ (Benjamin Reiter, hochschulradio düsseldorf)

Archiv aller Konzertberichte

radiobar