Konzertschau

Jungle Funk – Bochum, Bahnhof Langendreer
9. März 2005

„This Is Our 3rd Show In Six Years,“ eröffnet Jungle Funk-Sänger Vinx das Konzert in einem ordentlich besuchten Bahnhof Langendreer. Und auch wenn davon auszugehen ist, dass bei diesem doch sehr kurzfristig angesetzten Konzert eine ganze Reihe alter Living Colour-Fans zugegen waren, um den LC-Mitglieder Doug Wimbish (Bass) und Will Calhoun (Drums) zu huldigen, so waren die Fans der legendären NYer Alternative-Band an diesem Abend augenscheinlich nicht auf den ersten Blick ausmachen. – Rock’n’Roll-Devotionalien waren ebenso wenig zu sehen wie emsige Autogrammjäger nach dem Konzert. Die Stimmung war trotzdem überschwänglich.

Jungle Funk, das Projekt, welches von Basser Doug Wimbish noch Ende des letzten Jahrtausends als „Abbild einer Band“ (siehe laut.de) bezeichnet worden war, entstand weiland aus der Asche Living Colours. Auslöser des Ganzen war damals Sänger und Percussionist Vinx (dieser stand früher u.a. auch bei Herbie Hancock, Stevie Wonder o. Sting auf der Gehaltsliste; A.d.A.), der in einem überschwänglichen Interview zu einem bevorstehenden Clinic des Trios während der amerikanischen Musikmesse NAMM den Eindruck erwecken ließ, als sei Jungle Funk eine richtige Band. Nachdem der Stein also in Rollen geraten war, war die erste Mini-Tour bereits noch vor den ersten Proben ge-bookt. Merke: Tue stets den zweiten Schritt vor dem Ersten!

Während die Shows des Trios Ende der 90er Jahre noch von der Omnipräsenz des Trettminen-Fetischisten Wimbish lebten, führte diesmal Sänger Vinx gekonnt durch den Abend: „The next song is about woman that I used to date and she always used to ask me ’Whos’s that song about?’ – so the next song is about her: it’s called ’Ugly Face’!“, frozelt Vinx Mitte des Gigs und erntet die Lacher des Publikums sowie wohlwollendes Grinsen bei seinen Band- Kollegen. Die Chemie zwischen diesen altarrivierten Musikern stimmt also immer noch!

Auch wenn das Konzert anfangs ein wenig verhalten begann so steigerten sich Jungle Funk im Verlaufe der Show und sorgten neben den altbekannten Stücken wie „September“ oder „Still I Try“ sowie den obligatorischen Solo-Einlagen vor allem bei den wenigen neuen Stücken für rundum gute Stimmung.

Sieben Jahre nach ihrem bislang einzigen Album- Release („Jungle Funk“) ist das Trio also wieder unterwegs. Allerdings dürfte es wohl mehr als fraglich sein ob Jungle Funk demnächst wieder mit einer neuen Platte daherkommen werden. Schließlich haben Drummer Will Calhoun und Basser Doug Wimbish neben Living Colour auch noch diverse andere Projekte am Laufen, die ebenfalls einiges an Zeit beanspruchen dürften. So konnte man Calhoun letztes Jahr unter anderem in der Pharaoh Sanders Group erleben wie auch Doug Wimbish mit seiner alten Combo Tackhead angeblich eine neue Platte aufnehmen möchte. Das Credo der Stunde dürfte wohl also lauten: Nehmt die Live-Shows von Jungle Funk mit solange es diese noch gibt – es lohnt sich!! (Felix Grimm, CT das Radio)

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