Konzertschau

Jimmy Eat World / Apartment - Dortmund, Soundgarden
28. Februar 2005

Jetzt mal ganz klar und direkt gesagt: wenn ich mir eine Band live auf gar keinen Fall entgehen lasse, dann sind es Jimmy Eat World. Seit „Clarity“ sind die Vier aus Arizona meine Helden, wenn es um große Gefühle (präsentiert im Duett von Jim Adkins und Tom Linton), aber auch um tanzbare Rocknummern geht. Deswegen gab es auch kein Halten, als das Konzert im Dortmunder Soundgarden angekündigt wurde, denn ich war mir sicher, dass ich, außer wenn die Welt vorher untergehen sollte, auf jeden Fall da sein würde. Die Welt ist nicht untergegangen und so war ich voller Vorfreude auf einen Abend, der Butterflies und Sterne in den Augen versprach. Schon lange war das Konzert ausverkauft, haben sich Jimmy Eat World doch hierzulande mittlerweile eine breite Fanbasis erspielt -und das zu Recht.

Aber immer der Reihe nach: Vorband kommt ja zuerst. Apartment, angekündigt mit Vergleichen wie Morrissey, erinnerten sie mich eher an Interpol und wärmten das Publikum stimmungs- und musikspartentechnisch schon für Jimmy Eat World an.

Ich hatte mir natürlich schon einen Platz auf der Balustrade gesichert, damit ich trotz Zwergenwuchses auch „meine Band“ sehen und nicht nur hören konnte. Auftakt war um kurz nach neun, und das Publikum nicht mehr zu halten, war doch schon vor Konzertbeginn eine Bewegung in der Moshpit, von der andere Bands, wenn sie spielen nicht zu träumen wagen. Diese Bewegung wurde noch mehr angeheizt, den der Opener des Abends war „Bleed American“, zu dem man so richtig schön pogen und seinem Nachbarn den Ellenbogen mit Schmackes in die Fresse hauen kann. Dem folgte eine Mischung der Hits von Jimmy Eat World, und verdammt sie haben unglaublich viele Hits. Von „Blister“, „Lucky Denver Mint“, „Get It Faster“ über „The Middle“, „Sweetness“, „The Authority Song“ kamen auch alte Nummern vom ersten Longplayer „Static Prevails“ („Rockstar“ und „Seventeen“) nicht zu kurz. Mein persönliches Highlight war natürlich „For Me This Is Heaven“ mit den großartigsten Zeilen, die je eine Band geschrieben hat:

„When The Time We Have Now Ends //
And When The Big Hand Goes Around, Again //
Can You Still Feel The Butterflies? //
Can You Still Hear The Last Goodnight?“

Jimmy Eat World waren erstaunlich gesprächig, sind sie doch eher eine Band, die einfach ihr Set konzentriert und perfekt spielt, was in ihrem Falle auch besser so ist. Denn ehrlich gesagt, sind die Jungs keine Entertainer, die einen Spruch nach dem anderen reißen. Man entschuldigte sich für ein Konzert, dass man vor Jahren für Viva Zwei hier gespielt habe. Denn bei diesem Konzert waren die Jungs, ihren eigenen Angaben zufolge, sehr betrunken. Ja Rock´n´Roll halt. Auch wenn ich es nicht gern sage, muss ich doch eingestehen, dass Jim Adkins sich an diesem Abend stimmlich einige Schnitzer geleistet hat und mehrmals weit neben dem richtigen Ton lag. Aber zumindest ich kann dieser Band ziemlich viel verzeihen, wer weiß wo ich ohne sie wäre... also DANKE Jungs!
Schade aber auch, dass sie auf ihrer ersten Tour nach Erscheinen von „Futures“ nur so wenig neue Songs gespielt haben, aber das schien in einem Set von knapp einer Stunde und nur drei Zugaben nicht anders machbar gewesen zu sein. Ich mag, was heißt mag, LIEBE sie trotz dieses eher lauen Konzertes immer noch!

Und sonst? Sonst war die Organisation des Abends niveautechnisch unter allen Standards. Der Soundgarden hatte die unfreundlichsten Garderoben-Angestellten, die ich seit langem erlebt habe. Um dem Ganzen noch die Cocktailkirsche auf das Sahnehäubchen zu setzen, verteilte man Verzehrkarten, was jemanden mit einem bißchen Menschenverstand und nach vorherigem Nachdenken zu dem Schluß gebracht hätte, dass es nach dem Konzert Gedränge und Schlangen geben würde. Und was gab es? Die Antwort brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu geben. Ach ja...und Streuen wäre auf dem vereisten Parkplatz auch schön gewesen.

Aber es gab drumherum auch lustige Begebenheiten: betrunkene Kollegen, die sich für ein Umparken des Wagens während des Konzertes aussprachen – schöne Idee. Vielleicht beim nächsten Konzert von Jimmy Eat World, wenn nicht vorher die Welt untergeht! (Sandra Zapke, CT das radio)

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